Im Fachbereich Gruppenpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg stellte sich die Frage, wie können wir für die Studenten „Gruppe erlebbar – erfahrbar“ machen.
Bruno Strobel, Lehrbeauftragter, schlug dazu ein Zirkusprojekt vor, bei dem alle Elemente einer „Gruppe“ gelebt werden können. Prof. Dr. Edmund Kösel, Leiter des Fachbereichs unterstützte sofort diese Idee und war Schirmherr des Projekts.
Diese Gruppenelemente, wie das Miteinander mehrerer Teilnehmer, die notwendige Interaktion – Zusammenarbeit, die selbst gegebenen Normen und Rollen, die Struktur, die gemeinsame Identität und Stabilität auf Zeit waren dann für die gesamte Zeit des Bestehens von Sapperlot ein wichtiger Rahmen!
Für die Vorbereitung hatten wir fast zwei Semester Zeit. Mit Lothar Klee stieß noch ein weiterer Ideengeber zur Vorbereitungsgruppe und so wurden per Ausschreibung und Mundpropaganda Mitwirkende an diesem Projekt gesucht. Es wurden verschiedene Teams gebildet, die in den vorgegebenen Seminarzeiten Jonglieren und Akrobatik einübten, Clowns testeten ihre Ideen u.v.m.
Bei der geplanten Tournee wollte man von Anfang an nahe am "Schaustelleralltag" sein - deshalb gab es in der Regel zwei Aufführungen am Tag. Natürlich gab es um den Zirkus herum auch jede Menge Arbeit: Tourneeorte mussten ausgesucht werden, von Firma Zimmermann Zeltbau aus Tengen wurde ein Rundzelt (Einmaster) mit 16m Durchmesser gemietet, dies war bis zum Schluss das Zelt des Circus Sapperlot. Auf Tournee musste für alle die Verpflegung eingekauft und zubereitet werden, Zelte für Küche und Lagerraum wurden mitgenommen und so weiter und so weiter.
Die erste Tournee 1984 führte uns über Bräunlingen – Bad Dürrheim – Geisingen (Halle vom Kreispflegeheim) – Engen – Blumberg – Bonndorf nach Freiburg. Dort fand auf dem Gelände der PH der Abschluss der ersten Tournee statt.
In allen Orten berichtete die örtliche Presse und in Bonndorf sogar das Regionalfernsehen in den Abendnachrichten von Sapperlot!
Da man in der Mitte der Achtziger (genauer 1984) noch keine anderen Ablenkungen wie zum Beispiel das Handy, ja noch nicht mal Internet - hatte, wurde aus einer Idee sehr schnell Realität.
Die Regeln in der Folgezeit waren im Wesentlichen:
Entscheidungen werden gemeinsam (im Plenum) getroffen
Es werden immer drei Außenstädte angefahren und zum Schluss Freiburg
Es gibt mehrere Probenwochenenden an dem ein Nummernprogramm zusammengestellt wurde
Mit den Einnahmen wurden die Ausgaben einschließlich alles Essen (auch Schokoriegel!) gedeckt und eventuell Bühnentechnik angeschafft - für Gage reichte es nie.
Es wurde schon 1984 ein 15 m Zelt geliehen und später gekauft
Damit die Einnahmen möglichst immer die Ausgaben überstiegen (nein es war auch mal anders) mussten in der Regel über 30 Aufführungen in einer Saison angeboten werden!
Es gab in der Regel nur einen Umbautag zwischen den Städten!
jeden Tag (außer am Aufbautag) wurden zwei Vorstellungen gespielt - nachmittags eher auf Kinder abgestimmt und meist etwas kürzer
Es gab am Ende immer eine Feuershow (nur abends)
Alle Teilnehmer:innen wurden in der ersten Stadt mit einer speziellen Zeremonie begrüßt in der ein Fallschirm vorkam :-)
Und dabei blieb es bis 2006, dem Jahr der letzten Tournee. In der Zeit begannen Reformen an den Hochschulen: Es ging nicht mehr so sehr darum sich in einer Studienzeit "selbst zu finden", (universitas- die allseitige Bildung des Menschen) sondern möglichst schnell einen Abschluss zu erhalten der nun auf einmal "Bätschelor" hieß. Fit für den Arbeitsmarkt war die Devise!
Zahlreiche Studentinnen und Studenten der PH - und auch Menschen außerhalb des Dunstkreises - sind durch diese "Schule" gegangen und einige von uns haben daraus ihren Beruf gemacht. Wir versuchen das hier zu sammeln - für alle Freundinnen und Freunde des Circus Sapperlot!
Nimm einfach Kontakt mit uns auf!
Autor: Bruno Strobel, Andreas Delleske